Aus der Kirche austreten: Vor- und Nachteile

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Aus der Kirche austreten: Vor- und Nachteile

Die Beendigung der Kirchenmitgliedschaft kann aus verschiedenen Gründen erfolgen, sei es aufgrund der Kirchensteuer, Missbrauchsfälle oder einem Abstand von religiösen Überzeugungen. Aber wie kann man diesen Schritt gehen? Und bedeutet das wirklich, dass man kirchlich nicht mehr heiraten kann? Zu Beginn dieses Jahres verzeichnete Bayern plötzlich eine drastische Zunahme von Kirchenaustritten.
Dies war eine Reaktion auf die Veröffentlichung eines Berichts über sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der katholischen Erzdiözese München und Freising. In München verdoppelte sich die Anzahl der Kirchenaustritte, und auch in anderen Städten gab es einen erheblichen Anstieg. Dies markierte wohl den Höhepunkt eines langanhaltenden Trends: Jahr für Jahr treten Zehntausende Menschen in Deutschland aus den beiden großen Kirchen aus, wobei im Jahr 2020 insgesamt mehr als 440.000 Menschen diesen Schritt vollzogen.
Doch wie verläuft der Prozess des Kirchenaustritts genau? Und welche Konsequenzen hat er? Diese zentralen Fragen werden in diesem Artikel beantwortet.
Aus der Kirche austreten: Verschiedene Gründe führen zum AustrittKirchenaustritt: die VorteileDiese Nachteile hat der Kirchenaustritt

Aus der Kirche austreten: Verschiedene Gründe führen zum Austritt

Die Bindung der Kirchenmitglieder an ihre Kirche ist dieser Tage nicht mehr so stark wie früher und es handelt sich längst nicht mehr um eine lebenslange Verbindung. Viele Menschen hinterfragen die Aussagen in der Bibel heute weitaus kritischer, andere stehen der Kirche gleichgültig gegenüber. Wieder andere sind von aktuellen und früheren Enthüllungen über die Kirche bzw. über die Vorgehensweisen der Kirchenvorsteher, der Pfarrer und Prediger schockiert.

Manche Gläubige kehren Gott angesichts der vielen Kriege, Krankheiten und anderer Horrorszenarien auf der Welt den Rücken. Es gilt nicht mehr, die Prüfungen Gottes auszuhalten, sondern vielmehr herauszufinden, was an dem Schlechten auf der Welt überhaupt eine Prüfung sein soll. Der blinde Glaube ist längst verschwunden. Hinzu kommen nicht selten Geldsorgen oder zumindest Überlegungen zu Einsparungsmöglichkeiten. Die Folge ist, dass die Anzahl derjenigen, die aus der Kirche austreten, steigt.

Kirchenaustritt: die Vorteile

Der wohl größte Vorteil nach der Tatsache, dass mehr Freizeit durch den Wegfall von kirchlichen Pflichtveranstaltungen zur Verfügung steht, liegt im Finanziellen: Katholiken zahlen im Schnitt rund 291 Euro im Jahr an Kirchensteuern, Protestanten liegen mit 278 Euro noch deutlich darüber. Die Steuern wurden zuletzt stark angehoben und sind nun rund doppelt so hoch wie 2004.

Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Mitglieder, die sich von der Kirche wegen ihrer zahlreichen Skandale abwenden, keine Mitverantwortung für selbige tragen wollen. Sie möchten nicht in einer Glaubensgemeinschaft sein, in der Kindesmissbrauch oder Veruntreuung normal sind.

Video: Aus Kirche austreten – Diese 6 Punkte sollten Sie wissen!

Kinder wissen den Kirchenaustritt zudem zu schätzen, da sie keinen Religionsunterricht mitmachen müssen. Dieser findet oft außerhalb der Schule statt und dann sogar nach dem üblichen Unterricht.

LER als Alternative hingegen ist direkt im Lehrplan integriert und findet während der regulären Schulzeiten statt.

Diese Nachteile hat der Kirchenaustritt

Um aus der Kirche austreten zu können, ist ein hoher bürokratischer Aufwand zu überwinden. Zudem fallen beim Termin auf dem Standes- oder Einwohnermeldeamt bzw. auf dem Amtsgericht Gebühren von rund 30 Euro an. Der Kirchenaustritt ist eine Formalität, die aktuell nur in Brandenburg und Bremen kostenlos möglich ist. In den übrigen Bundesländern variieren die Gebühren für die Bearbeitung des Verwaltungsakts zwischen 6,50 und 30 Euro, in Baden-Württemberg können es sogar 75 Euro sein.

Wer aus der Kirche austreten möchte, muss sich darüber im Klaren sein, dass er oder sie keinen Job bei einem kirchlichen Träger annehmen kann. Das gilt sowohl für Ärzte und das Pflegepersonal als auch für Lehrer oder andere Berufsangehörige.

Darüber hinaus kann jemand, der nicht in der Kirche ist, auch nicht an kirchlichen Zeremonien teilnehmen. Soll das Kind getauft oder eine Totenmesse abgehalten werden, ist dies nur für Mitglieder der Kirche möglich.

Video: Kirchenaustritt? Ja oder Nein?

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